Die angekündigten Laternen sind aufgestellt und ihre silbern glänzenden Hauben behüten die in feierliches Anthrazit gekleideten Maste. Sie überragen nicht wie ihre Vorgänger die Bäume, sondern sollen in einem warmen LED-Gaslichtton die bald wieder belaubten Bäume von unten und die Wege der Fußgänger von oben beleuchten und beglänzen. Und auf den neuen Lattensitzen der Baumscheiben wird das Eis aus der bald wieder geöffneten Eisdiele sicher besonders gut schmecken. Es geht also voran mit der Neugestaltung des Platzes.
Doch hakt es noch bei der Einrichtung der verkehrsfreien und absatzlosen Fußgängerzone unter Einschluss der Lauterstraße, wie sie von der BVV am 15.10.14 mehrheitlich beschlossen wurde. Dazu läuft ein verwaltungsinternes Abwägungsverfahren, das die verschiedenen Interessen von Platznutzern, Gewerbetreibenden und Anwohnern zu berücksichtigen hat. Um hier mehr Transparenz zu schaffen, hatte die BI Breslauer Platz die Anwohner und Gewerbetreibenden der Lauterstraße zum 4. Februar in den Gastraum der Bäckerei Thürmann eingeladen.
Etwa 30 Teilnehmer hatten sich eingefunden, um einerseits von Reinhard Janke (SPD), Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung, sowie von Ulrich Hauschild (Grüne), verkehrspolitischer Sprecher seiner Fraktion, den Stand des Verfahrens und die Position der beiden antragstellenden Parteien zu erfahren. Beide unterstrichen die große Bedeutung der verkehrsfreien Fußgängerzone für die Aufenthaltsqualität auf dem Breslauer Platz und bedauerten den zähen Fluss des Verfahrens zur Schaffung der rechtlichen Voraussetzungen. Andererseits und hauptsächlich galt das Interesse der Teilnehmer den Auswirkungen einer verkehrsfreien Fußgängerzone auf die Erreichbarkeit von Praxen für stadtteilferne Kunden sowie die Belieferung des Gewerbes in der Lauterstraße.
Als Sprecher der BI verwies Martin Gropp auf seine eigenen Erfahrungen als ehemaliger Mitarbeiter der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung mit der Einrichtung von Fußgängerzonen. Bei der von ihm selbst betreuten Einführung der Fußgängerzone in der Spandauer Altstadt habe es bei den Gewerbetreibenden zunächst große Sorge und auch Ablehnung gegeben. Doch infolge der positiven Entwicklung der Kundenzahlen habe sich nach und nach große Zufriedenheit eingestellt. Freilich habe es dort auch den einen oder anderen Wechsel bei gewerblichen Mietern gegeben. So habe etwa ein Obsthändler sein Geschäft aufgegeben. Doch müsse dies nicht unbedingt im direkten Zusammenhang mit der Fußgängerzone stehen. Ein Wechsel bei der Inhaberschaft von Ladenlokalen sei schließlich auch sonst in der Stadt keine seltene Erscheinung.
Als weiterer Sprecher der BI erläuterte Jo Glässel die Stellungnahme der Straßenverkehrsbehörde zur Unvereinbarkeit von Fußgängerzone und Anlieferverkehr. Dort heiße es, dass aus Gründen der Verkehrssicherheit der Platz bei niveaugleichen Flächen für Lieferverkehr nicht geeignet sei, weswegen sowohl die Verkehrsbehörde als auch der Verkehrsdienst der Polizei für den Breslauer Platz die Ausweisung als verkehrsfreie Fußgängerzone empfehlen. Weiter heiße es dort, dass den Gewerbetreibenden als Ausgleich zu der bereits bestehenden Ladezone in der Schmargendorfer Straße eine zusätzliche vor der Bäckerei Thürmann zur Verfügung gestellt werden könnte. Aus Sicht der Behörde seien die zur Belieferung der Geschäfte dann anfallenden Wege von maximal 50m zumutbar. Jo Glässel wies ergänzend darauf hin, dass darüber hinaus auch noch die erst kürzlich aufgehobene Lieferzone an der platzseitigen Rheinstraße wieder eingerichtet werden könnte.
Doch mehrere Gewerbetreibende im Publikum bezeichneten diese Lieferwege als problematisch. Insbesondere dann, wenn es sich um den Transport von Lebensmitteln oder großen Mengen handelt. Als weitere Schwierigkeit wurde die schlechte Versorgung mit Kurzzeitparkplätzen benannt, was sich durch den Wegfall von Parkmöglichkeiten auf dem Platz und in der Lauterstraße noch verstärken würde. Es wurde verabredet, dass die BI Breslauer Platz die vorgebrachten Sorgen zur Grundlage eigener Nachforschungen zu Lösungsmöglichkeiten macht und nach Ablauf von etwa 6 Wochen in einer weiteren Veranstaltung die erzielten Ergebnisse zur Diskussion stellt.