Das Projekt

Aus dem Wunsch, über den Kiez zu berichten, der meine Heimat ist, entstand das Projekt "Spurensicherung". Ich verstehe mich einerseits als Chronistin, indem ich ein Bild von Friedenau seit seiner Gründung 1871 und seinen Entwicklungen und Veränderungen seither zeichne, das sich nicht, wie die meisten Berliner Bezirke, aus ursprünglichen märkischen Dörfern entwickelt hat, sondern Ende des 19. Jahrhunderts als eine "grüne Lunge", eine Villenkolonie vor den Toren des damaligen Berlin entworfen worden war und im Laufe der Jahrzehnte zu einem Stadtteil Berlins, eingemeindet in den Bezirk Schöneberg, wurde. Ich berichte über das Friedenau meiner Kindheit, über die Umstände des Kriegsendes und der unmittelbaren Nachkriegszeit, wie ich sie erlebt habe (Serie "Friedenau vor 60 Jahren"). In einer weiteren Serie, "Westberliner Refugien", erzähle ich vom Leben im Westteil der geteilten Stadt Berlin.

Andererseits betrachte ich meine Arbeit als die einer Stadtschreiberin, die beobachtet, recherchiert und hinterfragt und über das schreibt, was sie sieht und erlebt. Berlin-Schöneberg ist eine lebendige Gemeinde mit interessanter Geschichte, buntgewürfelten Bewohnern, einem regen Kulturleben, mit politischen Brennpunkten und städtebaulichen Problemzonen - nicht anders, als irgendeine Kleinstadt. Der Bezirk - und teilweise auch seine Nachbarbezirke, in denen die Stadtteilzeitung Schöneberg gleichfalls gelesen wird und über die meine Kolleginnen und Kollegen und ich auch berichten - bietet Raum für eine breite Palette von Themen und mir Gelegenheit, meine Lust zu journalistischer Arbeit nun doch noch zu verwirklichen. Ich schreibe über Stadtgeschichte, über Menschen, die hier leben oder gelebt haben, berichte über Bezirkspolitik und Kulturereignisse, stelle interessante Geschäfte und Einrichtungen vor. Und fast immer ist es auch eine biografische Arbeit, mit der ich mein Leben mit seinen Geschehnissen reflektieren, in die ich meine Erfahrungen einbringen kann.