Jahrbuch 1999 für Steglitz - Der Botanische Garten
und das Botanische Museum
Die Reise um die Erde in drei Stunden
Der Botanische Garten und das Botanische Museum in Berlin
"15.
April 1899. Erste Bepflanzung des neuen Botanischen Gartens mit jungen
Bäumen und Sträuchern unter Leitung von Geh. Ober-Reg. Rat Professor
Dr. Engler. Unter den Pflanzen befinden sich viele junge Laubbäume
und Sträucher, die aus dem alten botanischen Garten an der Potsdamer
Straße in Berlin hierhergebracht wurden, um hier neu ausgesetzt zu
werden. Der neu angelegte, aber noch nicht ganz fertiggestellte See wird
jetzt schon mit Wasser gefüllt." So nüchtern wird in der
"Geschichte Dahlems" von M. Engel (1984) die Verwirklichung des
großartigen Konzepts von einer pflanzengeographischen Anlage beschrieben.
Der alte Botanische Garten in Schöneberg hatte sich als zu unzureichend
erwiesen. 1897 waren die Gelder für den Bau eines neuen Gartens bewilligt
worden und nun entstand auf den Kartoffeläckern der Domäne Dahlem
ein Botanischer Garten, der mit seinen 42 ha und einem Pflanzenbestand
von auch heute noch über 20.000 Arten zu einem der größten
und schönsten der Welt werden sollte. Er ermöglicht uns ganz
bequem und fast ohne Kosten die Reise um die Erde.
Beginnen
wir auf dem Hauptweg, nahe des Eingangs Königin- Luise- Platz. Die
Äste des hundertjährigen Buchenwaldes schließen sich über
uns zu einem Gewölbe. Durch einen Auenwald, er beherbergt den größten
Baum des Gartens, eine Silberpappel, wandern wir weiter zu den Alpen, den
Karpaten und den Gebirgen der Balkanhalbinsel, über den Kaukasus zu
den westasiatischen Gebirgen. Je südlicher wir kommen, umso fremdartiger
werden die Kräuter unter den Bäumen. Rhododendron- Arten begleiten
die Waldränder in einer Senke mit Pflanzen des Schwarzmeergebietes.
Wir kommen zur Hi- malaja-Gruppe, die mit Tränen- Kiefern, Zedern
und rotrindigen Birken geschmückt ist. Wir durchstreifen die Gebirgswälder
der westchinesischen Provinzen, erreichen China, Korea und Japan, erweisen
dem Ginkgo als lebendem Fossil unsere Reverenz, und sind schließlich
in Nordamerika. Auf den Spuren Humboldts geht die Reise weiter in die Neue
Welt zur Königspalme im Großen Tropenhaus, zu den Agaven und
den dickbauchigen Kugelkakteen Mexikos und noch südlicher zur Riesen-
Seerose des Amazonas. Vielleicht schaffen wir noch einen Abstecher zu Banane,
Kakao und Ananas im Haus der Tropischen Nutzpflanzen und gleich daneben
zu den herrlichen Orchideen und den merkwürdigen Kannenpflanzen. Wenden
wir uns wieder nördlichen Gefilden zu. Betreten Sie das freistehende
Gewächshaus mit den zwei Türmchen, das die Form einer romanischen
Basilika hat. Hier stehen Sie in der Macchia des Mittelmeergebiets mit
Korkeiche und Ölbaum. Zwischenaufenthalte auf der Route dieser sicher
sehr ungewöhnlichen Weltreise bieten sich im Arboretum, einem Park
mit Bäumen und Sträuchern, im System, wo die Pflanzen nach ihrer
Verwandtschaft geordnet sind, im Arzneipflanzengarten, im Wassergarten
oder im Nutzpflanzengarten an, um noch andere Höhepunkte zu nennen.
Wer
seine Weltreise noch ein wenig vertiefen will, macht einen Abstecher in
das Botanische Museum, das im großen roten Backsteingebäude
in der Königin- Luise- Straße untergebracht ist. Keine Angst,
hier riecht es nicht nach verstaubtem Biologie- Unterricht. Hier werden
wechselnde Sonderausstellungen gezeigt, ab April "Pflanzen fürs
Herz". Die merkwürdigsten Früchte und Samen, wunderschöner
Pflanzenschmuck aus Pharaonengräbern, versteinerte Pflanzen und sogar
der Spazierstock von A. v. Humboldt sind ausgestellt. Die Nase kann man
sich platt drücken an Dioramen, Darstellungen "en miniature"
eines tropischen Regenwaldes oder der Uferzone eines märkischen Sees.
In jüngster Zeit bietet der Botanische Garten noch mehr als Welt-
und Bildungsreisen. Von Mai bis September gibt es freitags oder sonntags
Konzerte. Im Juli ist er die beste Kulisse für die Mozart- Oper "Gärtnerin
aus Liebe". Der Balkonsommer wird im April mit einer "Geranienschau"
eingeläutet, ins September werden die Hobbygärtner durch den
"Staudenbasar" angelockt. Halloween feiern wir dieses Jahr im
Neuen Glashaus. Dazu werden garantiert 1.000 Kürbisse herangezogen.
Öffnungszeiten des Botanischen Gartens sind:
9 Uhr bis 16 Uhr (November - Januar)
9 Uhr bis 17 Uhr (Februar)
9 Uhr bis 18 Uhr (März + Oktober)
9 Uhr bis 19 Uhr (September)
9 Uhr bis 20 Uhr (April + August)
9 Uhr bis 21 Uhr (Mai- Juli)
Die Gewächshäuser sind bis eine Stunde vor Schließung
des Gartens geöffnet.
Jeden Sonntag finden um 11 Uhr Führungen statt.
Das Botanische Museum ist ganzjährig von 10-17 Uhr geöffnet.
Die Bibliothek ist wochentags von 9-13 Uhr geöffnet.
Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin- Dahlem,
Freie Universität Berlin,
Königin- Luise- Str. 6-8, 14195 Berlin,
Eingänge Königin-Luise-Straße und Unter den Eichen. Tel.:
83006-0, Info 83006-127, http://www.bgbm.fu-berlin.de/bgbm.
Birgit Mory
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