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Jahrbuch 1999 für Steglitz - 100 Jahre Rheinländische Bäckerei Mälzer in Berlin

100 Jahre Rheinländische Bäckerei Mälzer in Berlin,
85 Jahre Familie Mälzer in Steglitz.
Die gute alte Zeit
.

Kaninchen, Hühner, Enten, Gänse und Ziegen, Großvater Mälzer hatte ein Herz für Tiere. Für die Enten hatte er sogar einen Teich mit einer kleinen Insel auf dem Hof seiner Bäckerei mit rheinländischen Spezialitäten in der Ahornstraße angelegt. Am Schönsten war es am Wochenende. Unter dem Jubel der Kinder wurde angespannt und ab ging es, zum Gartengrundstück nach Dahlem. Vor dem selbstgebastelten Handwagen kein stolzes Roß, sondern der nicht minder stolze Ziegenbock Max, der seinen Weg mit den Jahren von alleine fand. Als Friedrich Mälzer, ein engagierter Mann der "klaren Worte", nach dem Ersten Weltkrieg in den Gemeindekirchenrat gewählt wurde, bemerkte ein Zuhörer bei der Ansprache trocken: "Jetzt haben wir endlich mal einen, den wir gut verstehen können."

Großvater Friedrich und seine Söhne Rudolf, Fritz, Christian und Ludwig Mälzer waren sportliche Leute, jahrzehntelang Mitglied im Kleinkaliber- Schützenverein Steglitz (heute in Wilmersdorf zu Hause) und dort so erfolgreich, daß sie an den Ausscheidungsschießen für die Olympiamannschaft teilnehmen durften. Auch die Enkel betrieben lange diesen Sport erfolgreich. Der jetzige Inhaber der Bäckerei, Klaus Mälzer, hat noch andere Hobbys, er singt im renommierten Berliner Konzertchor, der seinen Ursprung in der Steglitzer Markusgemeinde hat.

Bei Familie Mälzer wurde auf die Ausbildung immer großen Wert gelegt. Friedrich Mälzer ging noch auf die Wanderschaft. Da herrschten rauhe Sitten bei der Ausbildung. Im "Vertrag und Zeugnisbuch für die Wanderjahre" des späteren Bäckermeisters Friedrich wird drohend der Zeigefinger erhoben. Handwerksgesellen... , welche den sogenannten "blauen Montag" feiern, werden an Geld bis zu 15 Thalern oder mit Haft bis zu acht Tagen bestraft." Dafür gab es für die Lehrlinge zum Schluß sehr schön ausgeschmückte Zeugnisse. So 1933 auch für Ludwig Mälzer, den Sohn des Firmengründers. Sein Meisterbrief, war schon nüchterner, genau wie der des Enkels Klaus Mälzer aus dem Jahr 1986, dessen Zeugnis dagegen recht schmucklos ausschaut. Dafür mußte aber Enkel Klaus Mälzer eine wesentlich umfangreichere Ausbildung durchlaufen, als seine Vorfahren, heute ist ohne Studium so ein Betrieb kaum noch zu führen. Die Zeiten ändern sich einfach. Auch der lauschige Hof mußte der neuen Zeit weichen. Was jahrzehntelang möglich war, ging plötzlich nicht mehr. In den 80er Jahren wurde vom Gewerbeaußendienst die Hühnerhaltung sehr zum Ärger der Steglitzer Kinder verboten. Entweder Hühner oder die Bäckerei. Klaus Mälzer entschied sich für die Bäckerei.

Foto1: Fast so groß wie seine "Fahrgäste": Ziegenbock Max auf dem Weg nach Dahlem
Foto2: Service und Qualität bei Mälzer, Knusprige Backspezialitäten, zum Frühstück die Morgenzeitung und die Tradition von mehr als hundert Jahren