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Jahrbuch 1999 für Steglitz - 40 Jahre Haus der Jugend

40 Jahre Haus der Jugend

Wenn Jugendliche im Berliner Südwesten zum "Albert" gehen, dann hat das nichts damit zu tun, daß dieser Vorname heute noch so populär wäre. Gemeint ist das "Haus der Jugend", Am Eichgarten 14, direkt am Stadtpark, das seit seiner Einweihung im Sommer 1958 den Namen des Urwaldarztes Albert Schweitzer (1875 - 1965) trägt. Der war zuvor schon höchst erfreut über die Pläne, ein Haus für junge Menschen nach ihm zu benennen und schickte, nachdem er als 80jähriger 1955 davon erfahren hatte, eine Ansichtskarte seines Urwaldhospitals in Lambarene in Gabun "mit besten Gedanken". Ein Haus "nur" für die Jugend war 13 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs keine Selbstverständlichkeit, obwohl der heutige Stadtpark und seine Umgebung voll sind von "Jugendgeschichte". Noch um die Jahrhundertwende standen hier die Wiesen des Bauern Veit auf denen sich die "Wandervögel" tummelten. Jene erste deutsche Jugendbewegung hatte sich im Ratskeller des alten Steglitzer Rathauses gegründet, der mittlerweile der U-Bahn zum Opfer fiel. Und dort, wo seit 40 Jahren der einstöckige Bau im Bungalowstil Treffpunkt für junge Menschen ist, waren zuvor pensionierte Lehrerinnen untergebracht.

Das Haus wurde 1943 von Bomben getroffen und mahnte bis in die 50er Jahre als Ruine an das Leid des Kriegs - bewohnt nur von allerlei Getier, darunter ein Eulenpaar. Im neuen Haus der Jugend, für das 1957 Richtfest gefeiert wurde, spiegeln sich die Trends und Moden, die mit den Jugendlichen wechseln. Hier hatten gleich zu Beginn die "Rebel Guys" ihre ersten Auftritte, fünf Schüler, die sich für den Rock'n Roll begeistert hatten, wie er vom amerikanischen Soldatensender AFN gespielt wurde. Es war der Beginn einer musikalischen Karriere mit Konzerten und einigen Singles. Bei einem Wettbewerb in der Deutschlandhalle kamen die "Rebellen" auf Platz 1 und hängten dabei sogar Schlagerstar Drafi Deutscher ab. 1968 war's damit zu Ende. Alle fünf waren verheiratet, wurden Vater und mußten sich um Beruf und Familie kümmern. 1968 und später war die Jugend auf andere Art rebellisch, fühlte sich aber immer Am Eichgarten wohl. Heute tanzen die Kids am Freitag in der Schülerdisco nach Techno oder bereiten sich auf Schülerband-Wettbewerbe oder sportliche Leistungsvergleiche vor. Zu den Werkräumen für Töpfern und Metallarbeitern ist längst ein Videoraum gekommen. Der Austausch mit Jugendlichen aus anderen Nationen ist so beliebt wie in der Gründerzeit. Neu ist ein betreuter Kindertreff von 12 bis 15 Uhr. Noch ein zweites Jubiläum konnte 1998 gefeiert werden: Zum 25. Mal gab es im November die Informationsbörse "Spiel mal wieder", wo sich Eltern und Kinder über das Neueste auf dem Spielemarkt informieren und von Pädagogen beraten lassen konnten. Wer sich über die Angebote des "Hauses der Jugend - Albert Schweitzer" informieren möchte, kann dies unter 79 04 25 60 tun.

Christian Schindler