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Jahrbuch 2001 für Steglitz -

Der Bau der Lankwitzer Dorfkirche


Vor dem Bau der ersten Lankwitzer Dorfkirche vergingen noch einige tausend Jahre Siedlungsgeschichte auf unserem Gebiet.

Auf einen Sandhügel des "hohen Teltow", Überbleibsel jener Geschriebelehm- Hochfläche der abgeschmolzenen Gletscher der letzten, der sogenannten Weichsel-Eiszeit, befand sich schon seit langem ein Siedlungsgebiet, umringt von Schmelzwasserbächen. Anfangs fanden bereits Jäger und Fischer in den Wäldern und im Wulkensee Schutz- und Lebensbedingungen. In der Jungsteinzeit (etwa 3000-1800 v.Chr.) entwickelten sich Technologen für Ackerbau und Viehzucht, der Beginn einer sesshaften Bäuerlichen Kultur. Einige Funde in Lankwitz beweisen die Töpfer- und Gerätetechnik dieser Epoche. Auch in der Römischen bzw. Eisenzeit wurden hie Waffen und Schmuck gefunden.

Bis zum Beginn der Völkerwanderung waren es die germanischen Stemme der Semnonen, die hier lebten. Als sie abzogen, folgten aus dem Osten slawische Stämme und ließen sich in dem dünnbesiedelten Gebiet nieder. Sie gaben ihm den Namen "Lankovice" was soviel wie "Ort an der Uferaue" bedeutet. Gemeint war der Bach, der dem heutigen Ortsteil seinen Namen gab. Nach den Slawenaufständen und dem Scheitern des Wendekreuzzugs ist es Albrecht der Bär aus dem askanischen Geschlecht zu verdanken, dass er die Kolonisation durch Anwebung deutscher und flämischer Siedler vorantrieb. Durch die gleichzeitige Christinisation des Teltow und mit Gründung neuer Dörfer muss nach dem Ergebnis Spandauer Ausgrabungen bereits Anfang des 13.Jahrhunderts hier bereits eine einfache hölzerne Kirche gestanden haben.

Die erste urkundliche Erwähnung von Lankwitz erfährt man durch die Klosterbriefe von 1571, in denen aufgeführt ist, dass die askanischen Markgrafenbrüder Johann I und Otto III die Gründung des Nonnenklosters der Benedikterinnen zu Spandau und die Schenkung des Dorfes Lankwitz im Jahre 1239 dokumentieren:
Item Marggraf Johanfen vnd Otten fundation des klofters zu Spandau, vnd Donation des Dorffs Languitz.Anno 1239.

Durch Verdienst der Zisterzienser entstand Mitte des 13.Jahrhunderts, in der Zeit der ersten märkischen Kirchenbauten, auch die Lankwitzer Dorfkirche. Entrichtet in der noch heute üblichen Ost/Westrichtung in der einfachen spätromanischen Form, mit mächtigen Mauern. Vielleicht mischten sich auch schon frühgotische Elemente ein. Die aus ausgewählten gespaltenen Findlingen und Feldsteinen errichteten Grundmauern wirken mit dem hellen Fugenausstrich wie ein Mosaik. Das gedrungene Tor und die hochangesetzten Fenster in Halbkreisform kennzeichnen den damaligen Baustil. Die Fenster waren noch offen, da Glas damals zu kostbar war. So ergab sich bei der Andacht ein weihevolles Dunkel, nur erhellt von den Kerzen am Altar. Baumaterialien für den Kirchenbau waren die zusammengetragenen Steine des Dorfankers, der Feldmarkt und der Straßen. Für den Dachstuhl, den Dachreiter und die Decke wurde das heimische Kiefernholz verwendet. Da noch kein Turm bestand, war wahrscheinlich schon eine Glocke im Dachreiter angebracht.

Ältere Quellen berichten, dass der für die Dorfkirche ausgewählte Platz von einem Abt des Zisterzienser-Mönchsordens feierlich mit einem Kreuz geweiht wurde. Beim Bau der Kirche waren Laienbrüder als Baumeister und Handwerker tätig. Bei der Arbeit trugen sie graue Kutten, einen langärmligen gegürteten Mönchsrock. Weiße Kutten waren für kirchliche Veranstaltungen vorgeschrieben. Erkenntlich waren die Zisterzienser an der Tonsur, die ausgeschorene Stelle auf dem Haupt. Die für den Bau benötigten Steine wurden von den Bauern auf den Wiesen und Äckern gesammelt und zum Bauplatz herangeschafft.

In Dokumenten von 1308 und 1313 wir bereits der erste Lankwitzer Pfarrer Arnoldus Wegygerus, plebanus in Lancwiz, erwähnt. Als Angehöriger der Brüder der Gesellschaft des Heiligen Geistes zu Spandau musste er am ersten Tag jeden Monats, den Calandae, an deren Zusammenkünften teilnehmen.

Aus den gleichen Steinen wurde auch die fast noch erhaltene Kirchhofmauer errichtet. Sie umgab den heiligen Bezirk der Kirche, in dessen geweihter Erde die Dörfler ihre Toten zur letzten Ruhe begruben. Wahrscheinlich war diese Findlings-Trockenmauer wie üblich durch Kalkmörtel abgedichtet und mit Rasenstücken auf einer Strohlehmschicht abgedeckt. Auf Anordnung Friedrich des Großen mussten auf dem Kirchhof Maulbeerbäume zur Seidenraupenzucht angepflanzt werden. Wie an vielen alten märkischen Dorfkirchen jener Zeit wurden auch an der Lankwitzer mehrere Veränderungen vorgenommen. Mitte des 18.Jahrhunderts wurde die Kirche durch einen Choranbau und 1809 durch den Einbau einer Loge an der Turmseite für die Landgräfin von Hessen-Philippsthal erweitert. Der Fachwerkturm trägt über der vorher geschweiften Haube Knauf, Hahn und Wetterfahne mit der Jahreszahl 1757 als Bekrönung. Die zu der Zeit wurden große Fenster eingebrochen, ein damaliges Originalfenster ist noch zu erkennen, ebenso die zugemauerte Pforte an der Südseite.

Bei dem Bombenangriff am 23. August 1943 brannte die Kirche völlig aus, nur die Grundmauern blieben erhalten. Diese ermöglichten 1955/56 einen Wiederaufbau, lediglich die Turmabmessungen wurden etwas verringert und anstelle der früheren Turmhaube ein Zeltdach aufgesetzt.

Heute lädt die Lankwitzer Dorfkirche nicht nur die Gemeinde zu den Gottesdiensten sondern auch Besucher eines der ältesten Berliner Gotteshäuser ein.


Heinz Becker