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Jahrbuch 2001 für Steglitz -

Rose-Maria Stiller

Als die 750-Jahrfeier des Ortsteils Lankwitz für 1989 geplant wurde, entsann man sich des einst so beliebten, nun schon jahrelang schmucklos verwaisten Bernkastler Platzes. Auf Vorschlag des ARBEITSKREISES HISTORISCHES LANKWITZ kam die Zusage des Bezirksamtes, dass neben Wasserbecken und Fontäne, Pergola und Neugestaltung der Gartenanlage die beiden Figurengruppen erneuet geschaffen und wieder am gleichen Platz aufgestellt werden. Beim Bombenangriff in der Nacht vom 23./24. August 1943 wurden sie beschädigt und später zerstört. Man entschloss sich, mit einer Nachbildung die Lankwitzer Bildhauerin Rose-Maria Stiller zu beauftragen. Leider konnten keine Abbildungen der damaligen Figuren als Vorlage ermittelt werden

Auch ein Aufruf des Steglitzer Lokal-Anzeigers blieb ohne Erfolg. Zufällig fand sich in einem Familienalbum ein frühes Foto, das einen Sechsjährigen vor einem der Figurensockel zeigt. Später konnte auch die andere Figur einem bereitgestellten Katalog fabrikmäßig hergestellter Bildwerke entnommen werden. Während der Modellarbeiten nahm ein Mitarbeiter des Arbeitskreises den vom Bezirksamt erwünschten Kontakt zu Frau Stiller auf. Bei den Atelierbesuchen in ihrem Haus in der Frobenstraße konnte man in der kleinen Galerie einen großen Teil ihres Lebenswerks betrachten sowie auch das Entstehen der beiden Figurengruppen verfolgen.

Ein heitere Episode soll nicht unerwähnt bleiben, denn es gab bei der Figur des Mädchens einen Streit, wie weit schon weibliche Formen erkennbar sein sollten- das Argument des Kindlichen siegte!


Knaben 1984, 14 x 20 cm, 14 x 22 cm                                       Katzen 1978, 13 x 20 cm, 15 x 19 cm


Ohreule 1988, 38 x 18 cm                                                           Keiler 1978, 14 x 30 cm

Nach Herstellung eines zweiten Steingusses, denn der erste entsprach noch nicht ihren Wünsche, standen die beiden Figurengruppen rechtzeitig zur Lankwitz 750 Jahrfeier auf dem wieder renovierten Bernkastler platz.

Anlässlich dieser Festtage fand im Juli 1989 auch eine Ausstellung ihre Arbeiten im Kunstamt Steglitz statt. Aus ihrem umfangreichen Lebenswerk konnte nur ein Teil ihres Schaffens:
Figürliches, Tierstudien und Bildwerke gezeigt werden. Es war eine der letzten Ehrungen, die der lebensnah gestaltenden Bildhauerin gewidmet wurde, bevor sie von der Öffentlichkeit unbemerkt- im Dezember 1991 fast 72-jährig nach längerer Krankheit verstarb. Von ihren größeren Arbeiten zeugen noch sieben im Bezirk aufgestellte Bildwerke.

Aber stets werden besonders die beiden Figurengruppen auf dem Bernkastler Platz an das wiedererstandene "Weinviertel" erinnern- und an das unermüdliche Schaffen der Lankwitzer Bildhauerin Rose-Maria Stiller.

Heinz Becker