Jahrbuch 2001 für Steglitz -
Der Insulaner wird 50
Fast
jeder Berliner kennt den 75 m hohen Berg an der Bezirksgrenze Steglitz zu
Schöneberg. In den Jahren 1946-1951 wurde er aus rund 1,8 Mio. qm
Trümmerschutt aufgeschüttet.
Damals stand man vor dem großen Problem, wohin mit den vielen Mengen Schutt,
der weite Flächen der Stadt bedeckte. Da ergab sich die Lösung, ein Gelände ausfindig
zu machen, um diesen abzuladen. Ein Gebiet nahe dem S-Bahnhof
Priesterweg, bekannt als die "Rauen Berge", durchzogen mit
Kiesgruben, bot sich an. Vom Bayerischen Viertel in Schöneberg aus, wurde eine
provisorische Strecke für eine Lorenbahn eingerichtet. Diese transportierte den
Trümmerschutt, der zu einem Berg mit zwei Kuppen aufgeschüttet wurde.
Anschließend bedeckte man ihn mit Humusboden, um ih dann zu bepflanzen. Im
Volksmund wurde der kahle Berg "Mont Klamott" genannt. Durch einen
Ideenwettbewerb, den zwei Schulklassen gewannen (Gewinnprämie 100,- DM), bekam
er seinen Namen Insulaner. Er ist der höchste innerstädtische Berg. Ein
Zeitzeuge meint gesehen zu haben, dass unter dem Berg ein russischer T46 Panzer
steht, der mit zugeschüttet wurde. Während der Bepflanzung wurde am Fuße des
Insulaners ein großes Schild aufgestellt, auf dem zu lesen war:
"
Hier werden Arbeiten im Berliner Not-Programm mit Marshall-Planhilfe
ausgeführt". Auf der Seite am Prellerweg wurde ein schöner Steingarten
angelegt. Während auf der östlichen Seite am Priesterweg (heute
Sembritzkistraße) Grabsteine verkehrt herum in den Boden gesteckt wurden, um so
ein Abrutschen des Hanges zu verhindern. Vor einiger Zeit sind diese jedoch
entfernt worden. Am 11. August 1951 wurde der Insulaner unter großer
Anteilnahme der Berliner und im Beisein eines Übertragungswagens des RIAS
eingeweiht. Von der etwas höher gelegenen Kuppe hatten die Leute einen weiten
Rundblick über die Stadt. Beliebter Erkennungspunkt war der Funkturm. Nach
einer kurzen Zeit wurde ein kleines, rundes Holzhaus aufgebaut. Viele dachten an
ein Wetterhäuschen, doch es war der Antennenturm des UKW Drehfeuers.
Am 6. März 1962 wurde an gleicher Stelle der Grundstein für die
Wilhelm-Förster-Sternwarte gelegt. Diese wurde am 30.Januar 1963 eröffnet.
Noch im selben Jahr begannen am Fuße des Insulaners, am Munsterdamm, die
Bauarbeiten für das Carl-Zeiss-Planetarium. Feierliche Eröffnung war am
18.Juni 1965.

Insulaner
Einweihung 11.8.1959
Im Laufe der Jahre hat der Insulaner sei Aussehen verändert. Er ist fast
zugewachsen. Die Sternwarte ist von der Straße aus nicht mehr zu sehen. Die
schön angelegten Sandwege von damals sind asphaltiert worden und weisen heute
viele Schlaglöcher auf. Die kleinen Bodenlampen, die bei Dunkelheit den Weg
hinauf zur Sternwarte beleuchten sollen, sind verschwunden. Die Außenmauern der
Sternwarte (wie war ich bei der Eröffnung stolz gewesen) sind beschmiert
worden.
Wer meint, er könne von oben einen guten Rundblick haben, wird nach
wenigen Minuten enttäuscht umkehren. Durch die hochgewachsenen Sträucher und
Bäume kann man noch nicht einmal das Sommerbad sm Insulaner sehen. Der
Gedenkstein von Günter Neumann, bekannt aus der beliebten Unterhaltungssendung
im RIAS "Die Insulaner", ist ebenfalls verunreinigt. Ich als
ehemaliger Steglitzer, der der alten Erinnerung wegen oft auf den Insulaner
spazieren geht, hoffe nur, dass er nicht so verkommt wie andere Grünanlagen
unserer Stadt. In diesem Sinne alles Gute, lieber Insulaner und: "Verlier
die Ruhe nicht!".
Michael Lorenz Bild 1: Gedenkstein auf
dem Insulaner
Bild 2: Insulaner 1959 |