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Jahrbuch 2001 für Steglitz -

Die Johanneskirche in Lichterfelde


An den kirchlichen Neubauten lässt sich die allgemeine Entwicklung des Vorortes Lichterfelde ablesen. Als die Bebauung und die Einwohnerzahlen um 1900 stark anstiegen, wurden auch neue Kirchen gebaut. Die beiden alten Dorfkirchen in Giesendorf und Lichterfelde reichten nicht mehr aus. So entstanden zusätzlich die Petruskirche im Jahre 1898 und die Pauluskirche (1900). Auch die katholische Kirche "Zur heiligen Familie" - errichtet 1904 - gehört in diese Entwicklung.
Bei den evangelischen Kirchen gab es immer das Wechselspiel zwischen politischer und kirchlicher Gemeinde: der ersten oblag bis zum Ende des Kaiserreichs die Baupflicht. Über Zeitpunkt und den Ort gab es zwischen beiden Parteien Verhandlungen.

Nach der Fertigstellung der Petrus- und der Pauluskirche gab es bis 1910 einen Stillstand bei den Sakralbauten. Die politische Gemeinde hatte aber schon in den Jahren davor Grundstücksstreifen um den damaligen Friedrichplatz erworben, der jetzt Johannesplatz heißt. Denn auf diesem sollte der dritte Kirchenneubau im Westen Lichterfeldes als Zentralkirche entstehen. Es ergaben sich allerdings verkehrstechnische, städtebauliche und ästhetische Bedenken, so dass 1910 das Eckgrundstück an den Neubau erworben wurden.

Als Ergebnis eines Wettbewerbs der Architekten beschloss die Gemeindevertretung am 1. Juli 1912, dass der Entwurf von Prof. Otto Kuhlmann unter seiner künstlerischen Leitung vom Gemeindebauamt auszuführen sei. Der später nicht überschrittene Kostenrahmen betrug 240.000 Mark, wovon der Kirchengemeinde 40.000 Mark für das Untergeschoss beizutragen hatte. Denn dort wurden nach ihrem Wunsch ein Gemeindesaal für 250 Personen untergebracht. Die Johanneskirche kombinierte den Kirchenraum für 700 Personen im ersten Stock und auf den Emporen mit den Funktionen eines Gemeindehauses im Geschoss darunter.

Der erste Spatenstich erfolgte am 10. Februar 1913, die feierliche Grundsteinlegung am Himmelfahrtstag, dem 1. Mai 1913. Schließlich konnte die Einweihung am 31.Oktober 1914 vorgenommen werden.
Die runde Grundform der Kirche fügt sich vortrefflich in die Baulinien des Lageplanes ein. Das Innere der Kirche bekommt trotz der beschriebenen Größe durch den kreisförmigen Grundriss eine monumentale Wirkung. Das einfache Kuppeldach, welches den Raum überdeckt, beherrscht das Gesamtbild des Äußeren. Das große Dach erübrigt einen kostspieligen Turm, der nur die Ruhe des Friedrichsplatzes gestört haben würde.

Gekrönt wird das Kuppeldach von einer sogenannten Laterne, in der die Glocken aufgehängt sind. Der Unterbau der Kuppel bekommt durch die Fenster und Pilaster eine strenge rhythmische Gliederung. Unterhalb des Hauptgesimses ist der Spruch aus 1.Johannes, Kapitel5, Vers4 zu lesen: "Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat."
Das halbkreisförmige, der Vorhalle vorgelagerte Treppenhaus wird von zwei Säulen flankiert, die von den beiden Reformatoren Luther und Melanchton bekrönt werden.

Das am Treppenhaus befindliche Hauptportal hat als Schmuck den Kopf des Johannes, nach dem die Kirche benannt ist.

aus "75 Jahre Johannes-Gemeinde"