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Jahrbuch 2001 für Steglitz -

Die Drakestraße - "Zwischen Goethe-Gymnasium und Unter den Eichen" 
oder "Ein Haus im Wandel der Zeiten

Es ist naheliegend, dass die Drakestraße nach dem Bildhauer Friedrich Drake benannt wurde. Die Berliner verdanken dem unter anderem die Siegessäule, die seit 1873 an die Sieg des Deutschen Reiches über Frankreich erinnern sollte. Vieles spricht aber auch dafür, dass die Drakestraße den Namen der ersten Siedler- einer Familie Drake- erhielt. Sie hatte ihr Haus an der Ecke Weddingerweg erbaut wo heute das Goethe Gymnasium steht.

Die Drakestraße hält für den Betrachter manche Überraschungen bereit: Staatliche Villen aus der Gründerzeit um 1900 zeugen von Geschmack und Wohlstand ihrer Erbauer. Kaum eine Straßenecke, die nicht von Türmchen oder auffälligen Giebeln gekront ist. Zwischen dem Gardeschützenweg und dem Goethe-Gymnasium liegt auch das Landhaus Nummer 60. Im Jahr 1988 hat es Familie Winter von der Erbengemeinschaft Höhne erworben.

1896 erbaut August Höhne, Architekt und Bauherr in einer Person, in der Drakestraße 60 ein dreigeschossiges Landhaus mit Remise, welches heute als Apartment-Hotel Landhaus Lichterfelde firmiert. Das stattliche Haus mit reichhaltigen Ornamenten zeugt vom einstigen wirtschaftlichen Aufschwung der Gartenstadt: Es bietet große Räume, viel Stuck und überdachte Balkone in jeder Etage- insgesamt 500 Quadratmeter Nutzfläche- mit der Remise insgesamt rund 800. In den ehemaligen Stallungen befindet sich heute die Rezeption sowie die 1-3 Raum Apartments, in denen Gäste aus der ganze Welt beherbergt werden. Zur Zeit von August Höhne war in der Remise Platz für Pferde, Schweine, Hühner und ein Taubenschlag, der zur Entspannung des Architekten diente. Auch die Kutschwagen wurden dort untergestellt.
Die Weinreben am Haus erinnern an die Zeit, als der Hausherr und sein Helfer Wein gepresst und in großen Gefäßen vergoren hat. Im Durchschnitt war ein Dutzend Flaschen Wein aus der Drakestraße zu erwarten.

1927 wurde die Remise zum Teil als Schmiede genutzt. Damals wie heute hatten Menschen ihren Arbeitsplatz in der Remise: es waren Kutscher, Gärtner oder Schmiede. Nach dem Zweiten Weltkrieg war dort die Werkstatt "Rumpelhardt", der Hersteller der Unisol-Heilsonne.

1989 wurde das Landhaus und die zum Abriss freigegebene Remise saniert und weitgehend originalgetreu wieder aufgebaut. Ein Abstecher von der Drakestraße über die hundertjährige Pflastereinfahrt zum Innenhof mit Remise lohnt sich. 100 Meter weiter in der Drakestraße 64 a residiert auch der Heimatverein Steglitz in einem von August Höhne erbauten Haus.

R. Frede