Jahrbuch 2001 für Steglitz -
Menschen, die man nicht vergisst
Vertraut war uns auch seine Erscheinung. Bei den morgendlichen
Spaziergängen mit unserer französischen Bulldogge kam er uns oft freundlich
grüßend, in schwarzen Ledermantel, in der Kornmessestraße entgegen. 17 Jahre
lang war der katholische Priester, Hans-Gerhard Müller, Gemeindepfarrer der
"Heiligen Familie" in Lichterfelde, die 1910 gegründet wurde. Wenn jemand ein Gefühl für alles Schöne und Edle hat, nennt man ihn einen "Feingeist". Ein solcher Feingeist mit hohem Kunstverstand, umfassenden Wissen, aufwendig und immer passend gekleidet, von großer Menschlichkeit und einen ausgeprägten sozialen Engagement, stets offen für die Anliegen seiner Gemeinde, war Monsignore Müller. Sein Pfarrhaus war ein "Haus der offenen Tür". Namhafte Berliner Bühnenschauspieler gingen bei ihm ein und aus und rühmten seine phantasievollen Kochkünste, was dem Pfarrhaus in Lichterfelde den Spitznamen "Kornmesser-Stuben" einbrachte. Monsignore Müller war ein echter Berliner.1939 zum Priester geweiht, wurde er nach einigen Kaplanstellen, alle in Berlin, Männerseelsorger und schließlich Ordinariatsrat, sowie Leiter des Seelsorgteams beim Bischöflichen Ordinariat. Menschen glücklich zu machen war seine Art das Evangelium zu verkünden, nie mit erhobenen Zeigefinger. Den Kindern bracht er im Religionsunterricht bei " wir sind auf der Erde um glücklich zu sein". Er war maßgeblicher Mitorganisator der Kirchentage 1952 und 1958. Aber auch der Ökumenismus, die Einigung aller christlichen
Konfessionen waren ihm wichtig. Die Medien, Hörfink und Fernsehen, sind bis in
die letzten Jahre seine große Liebe geblieben. Viel Freude wird er an der Serie
"Wie gut, dass es Maria gibt" empfunden haben, die 1990/1991 in vielen
Folgen vom ZDF, um und in der "Heiligen Familie" ausgestrahlt wurde. Gisela Meyer |