Jahrbuch 2001 für Steglitz -
Auf den Spuren von Ledermann
Leider ging viel Material verloren, als in den Kriegswirren
des Jahres 1943 das Museum größtenteils abbrannte. Von Ledermanns Flechten
blieben nur einige wenige nach Budapest ausgeliehene Exemplare erhalten und
zeugen von der gewaltigen Leistung und Passion des Sammlers. Dem Flechtenspezialisten am Botanischen Museum, Herrn Dr.
Harrie Sipman, boten belgische Kollegen 1991 an, sich an der Erkundigung der
Flechtenflora von Papua Neuguinea zu beteiligen. Dieses Projekt war als
Forschungsschwerpunkt ausgewiesen und durch Fördermittel ermöglicht. Es wurden
mehrere spezialisierte Flechten-Expeditionen durchgeführt. An diesen waren
Wissenschaftler aus fünf Ländern beteiligt. Die Sicherheit hat sich in den letzten Jahren verschlechtert und hängt sehr von den lokalen Verhältnissen ab. Im Simbu-Tal sorgte viele Jahre eine Polizeistation für Ordnung. Jedoch trafen wir als Expeditionsteilnehmer 1992 nur noch deren Fundamente an. Die Folgen konnten wir wenige Tage später erfahren. Wir fuhren eine neu angelegte Straße hinauf, um in nahezu unberührten Bergwäldern nach Flechten zu suchen. Es war ein erfolgreicher Ausflug, wobei uns ein Einheimischer hilfsbereit den Weg wies. Wie wunderten uns, dass er nicht mit uns zurück ins Tal fahren wollte. Dabei waren weit und breit keine Häuser zu sehen. Die Antwort kam einige Kilometer weiter, wo die Straßen durch ein Autowrack blockiert wurde. Es erschien der Dorfälteste. In seinem Gefolge waren mit Pfeil und Bogen bewaffnete Männer. Er beschuldigte uns seine Fische auf seinem Gebiet gefangen zu haben. Obschon der Beweiß dafür in unserem Fahrzeug fehlte, wollte er uns nur gegen die beträchtliche Zahlung von US$ 100 durchlassen. Es gelang uns schließlich, ihn auf US$ 20 herunter zu handeln, wonach wir schnell ins sichere Tal weiterfuhren. Um schwierig erreichbare Orte im Bergland zu besuchen, haben
die Missionen früher viele kleine Landepisten angelegt. Es wurden
Fluggesellschaften gegründet, die noch heute regelmäßige Verbindungen
unterhalten. Für die angeflogenen Orte bedeutet das Kontakt zur Zivilisation,
Zugang zu einer Schule, einem kleiner Spital und die Exportmöglichkeiten ihres
im Tiefland heißbegehrten Gemüses. Es gibt in den Bergen nicht viel Platz für
Landepisten. normalerweise wird deshalb eine Hanglage ausgenutzt, um den
Bremsweg zu verkürzen und um die Startgeschwindigkeit auf kürzester Strecke zu
erreichen. Für uns Forscher ist dies die einzigste Möglichkeit, in die
artenreichen Bergwälder vorzudringen. Andererseits hat die Abwesenheit von
befahrbaren Straßen einen Vorteil. Die Rodung der Wälder ist eingeschränkt. In den letzten 14 Jahren besuchten wir viermal Papua Neuguinea. Dabei kamen weit über 10.000 Flechtproben zusammen. Dies ist eine beachtliche Vervielfachung gegenüber den etwa 1000 Belegen, die vorher der Forschung zur Verfügung standen. Bei der Auswertung wurden etwa 75 neue Arten erkannt und in fünf wissenschaftlichen Publikationen beschrieben. Durch die Projektarbeit stieg die Zahl der aus Neuguinea bekannten Flechtenarbeiten von 495 auf über Tausend. Die Hälfte aller neu gesammelten Proben (5000) werden im Herbarium des Botanischen Museums gelagert und stehen weltweit zu Forschungszwecken zur Verfügung.
|